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Sonntag, Oktober 14, 2007

Auch dem zweiten Blick

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… hält zumindest das historische Zentrum von Arequipa ohne Wimpernklimpern stand.
Gewiss, der dichte Straßenverkehr, das sehr geschäftige Treiben in allen Gassen, die bedrängende Enge auf den Gehwegen sind nach „Kurorten“ wie Copacabana oder Kleinstädten wie Puno gewöhnungsbedürftig – doch bewegen wir uns in der zweitgrößten Stadt Perus, nicht etwa im kühlen Norden Deutschlands, sondern in der Ciudad Rebelde, die selbst Vargas Llosa bei all seinem Dünkel nicht als solche (und als seinen Geburts“ort“) verleugnet …

Wie lange ist das her, dass wir dem „Charakter“ und dem Ambiente kolonialer Stadtgründungen das Wort redeten? Auf den noch heute (nach all den Erdbeben) deutlich erkennbaren Kern der Siedlung trifft all das uneingeschränkt zu. Auch wenn nicht immer offensichtlich ist, ob es ein Erdbeben oder ein gutes (fremd bezahltes) Festessen war, das gewisse Bausünden ermöglichte (oder zumindest vereinfachte), das recht große Geviert der spanischen Gründung vermittelt ein relativ einheitliches, geschlossenes Bild einer bereits bürgerlich dominierten Stadt (nee, steht so nicht im Reise-Know-How …, wirkt aber so)

Auch wenn sich nördlich der Plaza vor allem die Wäschereien (hier mit 4 Soles/kg etwas teurer als in Cusco), die tour operator, die Restaurants (von indisch über türkisch -sic!- bis arabisch) und die (oftmals) „besseren“ Unterkünfte drängen, die verbleibenden Himmelsrichtungen gehören dem wirklichen Leben – na gut, und den Banken, die zerbröselndes Gemäuer aus nahezu weißem Vulkangestein (silliar) nicht nur panzersicher machten, sondern auch aufwendig und akribisch renovierten und somit nicht nur den fremden Touristen zur Augenweide hinterlassen.
Iss ja gut, wer um sein täglich Brot betteln muss, interessiert sich weniger für atemberaubende Steinmetzarbeiten an Fensterstürzen, die 300 Jahre alt sind – Neukölln ist fern, Marx’ Verhältnis zwischen Fressen und Moral dennoch gegenwärtig …
Erholsame Ferien allerseits!

Bemerkenswert und angenehm (und so etwas kommt von uns …) ist die Dominanz der Arequipenas (gemeint sind die Einwohner, nicht die Bierkästen) auf der Plaza und erst recht in den Straßen. Die fremden Touristen verlieren sich in der Menge der überwiegend hellhäutigen Einheimischen – und stören kein bisschen, wie wir vernommen haben …
So sehr wir auf die Ausflüge „ins Umland“ gespannt sind, so sehr freuen wir uns auf die „Rückkehr ins Basislager“ …



(mehr Fotos von weißen Steinen)


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