Wenn schon nicht in Rio, ...
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… dann wenigsten am Titicacasee: COPACABANA, die Stadt, deren heilige Jungfrau jener kleinen Kapelle am Strand von Rio den Namen gegeben hat …
Na gut, der Höhenunterschied ist beträchtlich, die Weitläufigkeit des Strandes ebenso eingeschränkt wie der Anblick atemberaubender weiblicher Schönheiten (meint Barbara, Willi hält sich da mal lieber raus …)
Doch es ist tagsüber sehr viel wärmer als in Puno und die täglich strahlende Sonne vermittelt einem das Gefühl: Hier könnte man Urlaub machen – fast so wie am Gardasee …
Die Stadt wirkt deutlich zweigeteilt: Am Strand, vor allem in seinen Bars und Restaurants, sowie in der 6 Agosto, die von der Mole bergauf zur Plaza Mayor führt, wimmelt es von bolivianischen wie ausländischen Touristen. Auffallend die vielen hängen geblieben jungen Europäer, denen nichts anderes einfällt als den allseits bekannten Silberschmuck auf kunstvoll gewebten Tüchern anzubieten. Wenn’s Geschäft gerade mal nicht läuft – meistens – werben sie Hungrige für „ihr“ Restaurant an oder flechten hellblonden Mädels afrikanische Zöpfe.
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Im Rest der Stadt finden sich zwar jede Menge Unterkünfte und Restaurants, doch wenige Fremde. Die treiben sich um die Plaza herum oder stehen in den Warteschlangen vor einer der beiden Banken. Ansonsten sind die Einheimischen wunderbar unter sich. Sie nehmen es einem jedoch alles andere als übel, wenn man in „ihren“ Straßen stromert. Von den Fremden äußerlich, wenn auch nicht monetär, recht unbeeindruckt, bringen sie ihnen mittleres Interesse und größere Freundlichkeit entgegen.
Wenn sie schon im Laufe der Jahrhunderte nicht den Geisterglauben ausrotten konnten, machen sich manche Kirchenvertreter den „Aberglauben“ einiger Einheimischer zu Nutze, um ihre Schäfchen wenn schon nicht zu fesseln, so doch anzuhobbeln: Franziskanerpater Bernardino segnet in Kutte und mit „Holland“ Basecap auf der Tonsur nicht nur ausgiebig neue und neu erworbene Fahrzeuge, sondern auch alle frommen Wünsche, angefangen von dem nach einem Packen US$, einem neuen Auto, endlich einem Baby, bis zu dem nach einem eigenen Häuschen mit der passenden Partnerin drin oder gar einer eigenen Tienda. All diese Träume und Hoffnungen werden dem Geistlichen als
Modell (vor der Kathedrale in allen Größen und Ausstattungen gegen geringe Gebühr zu erwerben) neben den Eimer (!) mit Weihwasser gehalten, auf dass der Segen per Klobürste ausgeteilt wird. Wer durch die letzte Prüfung gerauscht ist oder Angst vor der bevorstehenden hat, besorgt sich den entsprechenden Zeugnisvordruck und lässt ihn wässern. Gewiss, die gewählten Worte entbehren möglicherweise deswegen nicht an Schärfe, weil unter all den Geburtsurkunden, Führerscheinvordrucken (gemeint ist die Fahrerlaubnis), Ehe- und Ehescheidungsverträgen keine
Urkunde über die vorzeitige Entlassung aus dem Berliner Schuldienst zu finden war. So sabbaticeln wir uns also weiter durch …
Auch auf dem Hausberg, der einen guten Rundumblick in die nahe gelegene Welt ermöglicht, gibt es eine derartige Weihestätte. Allerdings kommt man dort nicht mit dem Fahrzeug hin. Weil’s als Modell etwas anzüglich wirken könnte, bleibt mitunter nur ein kurzer Text als Objekt der Segnung. Und wenn ihn der Regen noch nicht weggewaschen hat …
Eine andere Geschichte ist die der ISLA DEL SOL, ursprünglich Titicachi. Nach mehreren Tagen Inkaabstinenz wurde es Zeit, die „Keimzelle des Inka-Imperiums“ zu durchwandern. Dass diese Insel energiegeladen ist, fiel uns zunächst an den geschäftstüchtigen Bewohnern auf, die aus jeder Hütte ein Hostal gemacht hatten. Später lud ein Schamane am heiligen Stein zu einer inneren Reinigung am Energie spendenden Ort ein und im Hauptdorf, in Yumani, schossen so viele als spätere Unterkünfte erkennbare Neubauten aus dem Boden, dass sich demnächst die Esotheriker aller Länder hier mühelos vereinigen können …
Da uns der Weg das Ziel war, vor allem der Wanderweg über die Bergrücken der Insel, kehrten wir keineswegs enttäuscht zu einem Bier in einem der unzähligen Restaurants im Hauptort ein. Die gut dreistündige Wanderung mit Blick auf die blühenden Kakteen und auf den See entschädigte für alles.
(mehr Fotos von der Stadt und ihren Menschen)
(wikipedia zu Copacabana)
(mehr Fotos zu Segnungen aller Art)
(mehr Fotos zur Isla del Sol)
(wikipedia zur Isla del Sol)
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