Nach "Chilenischer Eröffnung" ...
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… der Partie „Wir und das Patagonische Inlandeis“ setzen wir selbige mit der „Argentinischen Rochade“ von El Calafate aus fort.
Das Städtchen besteht aus einem Kuhfladen an Steinhäusern, von denen keines auch nur hundert Jahre alt ist – von wegen Kolonialbauten also … Dafür Postmoderne, die jeden gewissenhaften Stadtplaner auf die Brücke treibt!
Und dennoch hat dieser Ort etwas – allein vier Läden, in denen „Schokolade, typisch für Patagonien“ in allen Farben und Formen selbst hergestellt und feilgeboten wird, neben jedem Touroperator und Reisebüro nette Bars, Cafés sowie Restaurants der gehobenen Preisklasse und, damit es nicht langweilig wird, Buchläden der edleren Art, die auch anspruchsvollen Nippes im Regal haben – halt, die Geschäfte mit den Edel-T-Shirts und die Outdoorexperten nicht zu vergessen. Hier sitzt die Kohle locker: Kaum Wanderstiefel auf dem Gehweg, dafür edle Lederschläppchen oder Pelz besetzte Botten, dazu Paillettenwestchen und maßgeschneiderte Windstopper. Genau, Wandersleut’, deutlich in der Minderheit, sind hier allenfalls auf der Durchreise.
In dieser Stadt verbringt viel Geld seinen Urlaub. Nicht nur hochpreisige Touranbieter, die ihre Gruppen aus allen möglichen Ländern hier logieren und zu allen Sehenswürdigkeiten fahren lassen – auch wohlhabende (vor allem ältere) Individualos genießen in diesem Ort die raue Wildnis Patagoniens …
Die gibt es wirklich, gut 80 Kilometer entfernt, am Perito Moreno Gletscher. Und dorthin fahren nicht nur die Hotel eigenen Edeltaxen, sondern auch die Linienbusse für Touristen – bis zum Restaurant. Den Rest muss man laufen, will man den Eisriesen nicht nur auf dem Monitor „erleben“. Paar Hundert Meter entfernt und einige Holztreppen tiefer liegt er vor einem, imposant nicht nur wegen seiner Größe (50m hoch, 5km breit, 30km lang), sondern auch wegen des ständigen Knackens und Rumorens in seinem Inneren. Zur rechten Zeit auf die richtige Stelle geschaut, und man sieht, wie ein Eisbrocken abbricht und mit Getöse ins Wasser stürzt.
Leider gibt der Himmel unserem Barometer wieder einmal Recht und hält die Sonne zurück – doch wir kommen wieder!
(paar Bausünden)
(Fotos zum Perito Moreno)
(wikipedia zum Perito Moreno)
(wikipedia zu Los Glaciares)
(link zum Nationalpark Los Glaciares)
(wikipedia zu Campo de Hielo Sur)
In El Calafate geht es beim Frisör so zu wie „bei uns“ im Wartezimmer eines Kassenarztes: Glücklich, wer einen Termin bekommen hat – alle anderen müssen warten und dürfen mit den „Privaten“ hadern, die mal eben dazwischen geschoben werden. Das macht einem Zeit, sich den Laden genauer anzuschauen und seine Ähnlichkeit im Design mit dem einer Autowerkstatt zu konstatieren: Sämtliche Werkzeuge nebst den flüssigen Zusatzmitteln finden sich wohl sortiert auf einem groben Bord, das Winkel aus einer Eisenwarenhandlung an der Wand halten. Statt der pin ups modische Frisuren von vor zehn Jahren an der Wand, dazu paar Kohlezeichnungstudien (ohne Jahr).
Endlich auf dem Stuhl wäscht einem „Chistina UNISEX“ von hinten gründlich den Kopf – das wirkt ähnlich wohltuend wie die masseurartigen Hände eines arabischen Barbiers und lässt alles Warten vergessen. Wenn frau dann noch zufrieden ist, dass man so aussieht als sei er gar nicht beim Frisör gewesen und ihm für den Rest des Tages die kirchenchorartige Backgroundmusik aus dem Herrn der Ringe in den frei geschnittenen Ohren klingt, wird aus einem profanen Frisörbesuch ein sakraler Event …
(hierzu gibt’s keine themenbezogenen Fotos)
Dürfen es ein paar Gletscher mehr sein?
Anreise per Katamaran nachdem uns der Bus vor dem Hotel eingefangen und durch die Pampa mit ihren schwebenden Kondoren (sic!) rauschend in Puerto Banderas abgesetzt hat.
Auf dem Wasser rauscht es noch stärker, genau, der WIND, WIND, WIND …
Der trägt nicht unerheblich zur Formgebung der Eisberge bei, zu denen die mächtigen Abbruchstücke des Upsala Gletschers vor vierzehn Tagen geworden sind. Seitdem treiben sie träge auf dem Brazo Norte und haben noch zwei, drei Lebensmonate vor sich, bevor sie zu Wasser im Atlantik geworden sind.
Vor dem Upsala betört uns der Spegazzini Gletscher im Sonnenschein (- allen Unkenrufen des Barometers zum Trotz, das sollte erst später mal wieder Recht behalten). Allerdings empfängt er uns mit kräftigem …, …, …! Der ist auch entscheidend daran beteiligt, dass ein riesiges Stück aus der Wand bricht, nach kräftigem Knacken ins Wasser rauscht, völlig verschwindet und nach einigen Sekunden wie ein überdimensionaler Wal wieder auftaucht, bevor es endgültig seine richtige Schwimmlage gefunden hat.
(Fotos zu noch mehr Gletschern)
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