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Dienstag, Dezember 04, 2007

Nicht nur im Westerwald ...



… pfeift der Wind so kalt – auch im
Torres del Paine Nationalpark. Und wenn hier im Gletschergebiet Chiles nichts mehr geht, geht immer noch eines: WIND, WIND, WIND …

Bevor wir das an den eigenen vier Backen erfahren durften, gab es noch einmal einen Grundkurs in „Pünktlichkeit ist nicht alles“ – auch wenn der Bus über eine halbe Stunde später kommt als avisiert, er kommt …

Mit Sonnenschein und Nieselregen, oft mit beidem zusammen, schaukelten wir durch ein Stück Pampa, das mitunter irische Landschaftsformen annahm und uns mit Guanacos in Herdenstärke und einigen Vorzeigenandus empfing.
Pünktlich zum Entrichten der Eintrittsgebühr zeigten die Engel, dass sie auch weinen können. Sie wiederholten sich, als wir gerade unsere „Hütte für die erste Nacht“ bezogen, nachdem uns eine herzliche campground Mutti ein Zelt zugewiesen und die Isomatten beschert hatte.

Weil auch hier nichts ewig währt, lockte uns der Sonnenschein zum „Einlaufen“. Bei herrlichem Frühlingswetter gewöhnten wir unsere harten Wanderschuhe an weiche Pfade, genossen blühende Wiesen und duftenden Märchenwald, beruhigten die Augen mit den Lagunas Azul und Verde und ergötzten uns an den Schnee bedeckten Berggipfeln – bis uns der eiskalte Wind nicht nur um die Ohren pfiff und uns mit regnerischer Unterstützung zur Siesta in die Hundehütte zwang.

Gegen Abend, als sich Regen und Wind gelegt hatten, lernten wir auf einem Naturlehrpfad vor allem Respekt vor einem vierbeinigen Bullen, der uns am Waldrand mal eben locker umtänzelte, bevor er zu seinen Mädels zurück stelzte …


(Fotos zu Tag 1,
Ref. Torres)
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(Touren in Patagonien)




Am zweiten Tag

zogen wir nach einer verregneten Nacht, in der das Zelt fast Flügel bekommen hätte, in die feste Unterkunft des Refugios Las Torres um.
Traumwetter und das Massiv des Nieto waren der wohl verdiente Lohn der Angst, als wir uns Richtung Torres del Paine aufmachten. Allerdings pfiff uns ein heftiger Gegenwind von den Bergen durch die Haare und sorgte beim Queren von Sandern für wenig artgerechtes Peeling. Über Kanten hinweg oder um Nasen herum hielt einen nur die gebückte Haltung auf dem schmalen Pfad über dem Rio Ascencio.

Durch eine zweite Variante „Märchenwald“ gelangten wir vor der Luft, die es sehr eilig hatte, geschützt, zum Fuß der Torres. Nach einer knappen Stunde Kraxeln zwischen und über kleine und große Felsbrocken hinweg eröffnete sich schließlich ein Traumblick auf unser Ziel.
Wir brauchten lange, bevor wir uns satt gesehen hatten …

Auf dem Rückweg begegneten uns die ersten Mitreisenden der „Evangelistas“, die das „W“ der lateinischen Ausgangsform entsprechend mit dem Aufstrich beginnend, von West nach Ost erwanderten, während wir, noch immer von unserer Schülerklientel beeinflusst, von rechts nach links stiefelten …

Bei T-Shirt-Wetter und, auf den letzten Kilometern, ohne viel Wind kehrten wir in unsere feste Bleibe zurück.


(Fotos zu Tag 2,
Torres del Paine)




Der dritte Tag

bescherte uns auf unserer Wanderstrecke nach Los Cuernos nur Sonnenschein. Allerdings verhinderte das „volle Gepäck“ ein den Engeln gleiches Schweben. Durch eine sanft hügelige Heidelandschaft führte der Pfad, paar Durststrecken, einige steile Schikanen und Balanceakte bei dem Überwinden reißender Bäche inklusive, zur zweiten Herberge.

Unterwegs begegneten wir unseren Salzburgern – ein wahrer Grund zum Pausieren und Plauschen.

Die Hütten in Los Cuernos waren traumhaft gelegen und schlichtweg berauschend, ob
a) des nahen Wasserfalls
b) der Aussicht auf den unglaublich blauen See
c) des Genusses von CARMEN (so heißt hier der Rotwein …).


(Fotos zu Tag 3,
Los Cuernos)

(Fotos zur
Abendschau)




Am vierten Tag

stand der Himmel auf Sonnenschein, das Barometer hingegen auf Regen. Durch eine spannende Landschaft höhenmeterten wir zum Valle del Frances. Nur wenige Strecken ließen den Pulsschlag sinken oder ermöglichten gar so etwas wie Erholung. Der Blick auf den Gletscher und das Donnern der abgehenden Eisbretter entschädigten ein wenig.

Eine weitere Variante Märchenwald am Rio del Frances schützte vor argen Winden. Vom Mirador aus bot sich ein Traumblick auf den Glaciar del Frances. Immer wieder lösten sich mächtige Eisbrocken und donnerten zu Tal.

Auf dem Rückweg wurde einmal mehr deutlich, dass der Himmel nicht nur lachen kann. Auch wenn er uns mit seinem Weinen nicht mehr erreichte, paar Tropfen spuckte er uns erfolgreich hinterher, kurz bevor das Barometer endgültig Recht be- und wir die wohl verdiente CARMEN in Händen halten sollten …


(Fotos zu Tag 4,
Valle del Frances)




Der fünfte Tag

ließ uns bei leichtem Nieselregen und einigen Sonnenstrahlen, die sich kurzfristig durchsetzen konnten, durch Tundra, Heide und Hochmoor zum Refugio Paine Grande laufen. Das Wetter und die weiten Blicke über eine raue Landschaft mit hohen Massiven im Hintergrund machten das Wandern nicht allzu schwer.

Unter diesen Bedingungen war die Überlegung, das Gepäck von einem Lasttier transportieren zu lassen, rasch vergessen. Den Pferden haben wir das Denken, uns die Rucksäcke überlassen – und diese Art der Arbeits-(ver-)teilung war so weit O.K. In zehn Jahren dürfte über eine Umverteilung nachgedacht werden, wenn wir uns dann noch daran erinnern können …

Weil das Wetter draußen alles andere als „stabil trocken“ aussah, sorgten wir für etwas Feuchtes aus der Bar.
"Sympathy for the Devil" im Ohr, den Lago Pehoe in strömendem Regen im Blick, einen Pisco Sour als Willkommensdrink in der Hand und das weitere Geschehen im Laufe der Zeit nicht mehr so ganz fest im Griff - dafür läuft mensch doch gerne mal paar Stunden im Nieselregen über Stock und Stein …


(Fotos zu Tag 5,
Ref. Paine Grande)




Den sechsten Tag

nutzten wir bei klarem Himmel, wärmender Sonne und brausenden Winden (90 km/h laut Auskunft der Ranger), um zum Grey Gletscher zu wandern – es wurde teilweise ein Kämpfen daraus …

Nicht nur auf dem Lago Pehoe, auch auf der Laguna Los Patos, bauten sich hohe Wellen auf, und der Sturm zauste an allem, das nicht angewachsen war, und machte An- und Abstiege über Geröll- und Schotterstrecken noch schwieriger. Selbst die kleinen Waldflecken boten keinen Schutz. Dennoch waren die Blicke auf die babyblauen Eisberge einige Mühen wert.

Die Hütte des Refugios Grey war zwar voller Betreiber, doch ohne Preisliste und Wechselgeld. So fehlte uns nicht nur der wärmende Kaffee (doch, doch, ist ernst gemeint), sondern auch der erwärmende Blick vom Mirador aus: Der Glaciar Grey lag ohne Sonnenschein ganz grey im Nieselregen – und ein Foto war ob des Sturmes, der kein ruhiges Händchen zuließ, nicht drin.
So bissen wir uns also die gut elf Kilometer zurück ins Warme, nicht ohne ein wenig nass gesprüht zu werden. Pünktlich zum ersten Glas im Trockenen peitschte dann der Regen nieder …


(Fotos zu Tag 6,
Glacier Grey)




Am siebten Tag

hatte ER seine Ruhe. Wir hingegen genossen noch einmal den Blick über unser Tal auf die Massive Paine Grande und Cuernos del Paine, bevor wir mit dem Katamaran über den Lago Pehoe nach Pudeto fuhren und dabei all die Gebirgszüge noch einmal als Film in realiter vorbeiziehen sahen, zu deren Füßen wir während der vergangenen Tage geschritten waren.

Das Wetter meinte es gut mit uns und der Busfahrer auch – er hielt unterwegs, um uns an „seiner“ Landschaft optisch und digital teilhaben zu lassen.

In Puerto Natales pfiff dann ein anderer Wind, eiskalt und scharf. Glücklich diejenigen, die sich in eine warme Butze verziehen konnten …

Zeit, dass die Wäsche trocknet und wir auf die argentinische Seite kommen. Dort sei es viel wärmer, meinten eingeweihte Kreise. Wir werden zu berichten wissen …


(Fotos zu Tag 7,
Rückfahrt)




(link zur
Tourbeschreibung)

(link zu
Conaf)


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